Der außergewöhnliche Lebensweg der Elizabeth Chazalon


Wer: Elisabeth Hugh Chazalon – Innenarchitektin
Wo: Paris

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Das Zuhause von Elizabeth Hugh Chazalon: Eine Blütenpracht mitten in Paris

Geboren in Indien mit asiatischen Wurzeln, aufgewachsen in Kanada, in Frankreich lebend: Die Innenarchitektin Elizabeth Hugh Chazalon, die ursprünglich den poetischen Namen Mei Fong – übersetzt „die schöne Geste“ – erhielt, lernte früh, sich neuen Gegebenheiten anzupassen. Es begann damit, dass ihre Mutter – die von irischen Nonnen in einem katholischen Internat erzogen wurde – für die kleine Mei Fong den westlichen Namen Elizabeth wählte. Aber der Reihe nach: Am Ende des 19. Jahrhunderts flohen Elizabeths Großeltern mit ihren acht Kindern von China nach Indien und ließen sich als Gerber in Kalkutta nieder. Hier trafen sich Elizabeths Eltern. Fasziniert vom „American way of life“ ging die junge Familie – der Vater Ingenieur, die Mutter Sekretärin – in den 1970-er Jahren nach Kanada. Elizabeth war sechs Jahre alt, absolvierte die Schule in Toronto, gefolgt von einem Innenarchitektur-Studium an der renommierten Ryerson University. Heute lebt sie mit Ihrem französischen Ehemann Bruno und den Kindern Leo, 18, und Camille, 15 in einem Vorort von Paris.

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Die Pariser Architektin Elizabeth Hugh Chazalon

MyStylery: Wie kam es dazu, dass Deine Großeltern China verlassen mussten?
Elizabeth Hugh Chazalon: Sie gehörten zu der ethnischen Minderheit der HAKKA, die als Zigeuner, Nomaden, Barbaren, Außenseiter und Mongolen stigmatisiert wurden. Man unterstellte, durch die HAKKA drohe Gefahr und sie seien unrein. Deshalb flohen die HAKKA, die ursprünglich aus dem Norden Chinas stammten, vor Krieg und Armut nach Taiwan, Singapur, Indonesien und Vietnam. Andere gingen noch weiter, nach Nord- und Südamerika, in die Karibik und nach Indien.

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„Ich liebe es, unser Haus mit Fundstücken aus meiner Heimat zu dekorieren,“ sagt Elizabeth Chazalon

MS: Was brachte Dich dann nach Europa?
EHC: Ich hatte keine Ahnung, was ich nach der Schule machen sollte. Also beschloss ich, Europa – England, Deutschland, Spanien und Frankreich – als Backpacker zu entdecken. Meine letzte Station war Paris. Und ich verliebte mich sofort in die Schönheit der Stadt und ihre Menschen. Ich bewunderte die europäische Kultur und die Eleganz des Französischen, obwohl ich nicht ein Wort der Sprache verstand. Trotzdem fühlte ich instinktiv, das Paris der Ort ist, wo ich leben wollte.

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Elizabeth Hugh Chazalon hat den Umbau des Haus zusammen mit ihrem Mann geplant, der auch als Architekt arbeitet

MS: Und wie kam es zu der Idee, Innenarchitektin zu werden?
EHC: Während meiner Rucksack-Reise durch Europa traf ich einen renommierten Architekten in Saint Tropez, der eine meiner größten Inspirationen war. Zurück in Kanada, arbeitete ich noch härter, erhielt beste Noten und konnte damit als Innenarchitektin nach Europa zurückkehren.

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Auf einem Balinesischen Sideboard Erinnerungen aus Elizabeths Heimat. Das ehemals helle Stäbchen-Parkett haben die Chazalons dunkel gebeizt

MS: Aber Dein Wunsch ließ sich nicht sofort realisieren …
EHC: Stimmt. Erst 1984 – nachdem ich bereits zwei Jahre als Innenarchitektin in Kanada gearbeitet hatte, packte ich mein Portfolio und zog nach Paris. Leider gibt es keine Jobs, wenn man die Sprache nicht beherrscht und über keinerlei Kontakte verfügt. Also lernte ich an der Alliance Francaise neun Monate lang die Sprache. Ich muss zugeben, dass ich zu dem Zeitpunkt sehr mit mir gekämpft habe.

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Das antike Muschelkette rechts auf der Anrichte stammt aus Indonesien. Elizabeth: „Sie wird für besondere Zeremonien wie Hochzeiten benutzt.“

MS: Erinnerst Du Dich noch an Deinen ersten Job?
EHC: Natürlich! Für CARITA auf der Rue Saint Honoré in Paris und der Institution für französische Kosmetik, kreierte ich mein erstes Konzept. Das war mein Durchbruch und der Beginn meiner Karriere. Als freiberufliche Beraterin kann ich mir nun die Projekte gezielt aussuchen.

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Die chinesischen Schriftzeichen – gemalt von Elizabeths Sohn – an dem antiken China-Schrank bedeuten: „Wenn Kinder das Haus verlassen, hören Mütter nie auf, sich zu sorgen.“

MS: Was war das aufregendste Projekt seitdem?
EHC: Nun, seit den 90-er Jahren habe ich mit vielen wichtigen Architekten für internationale Projekte zusammen gearbeitet wie das Hilton Hotel Bukarest mit Alain Marco, eine Büroplanung mit Michael Boyer, die königlichen Paläste in Marokko mit Gambert, einem Schloss und einem Clubhaus in Frankreich mit Yves Taralon, ein Boutique-Konzept in Frankreich und China mit Dragon Rouge. Spannend war der Auftrag für die königlichen Wohnpaläste des Sultans von Brunei, der eine große Vorliebe für den sogenannten anspruchsvollen, europäischen Einrichtungsstil pflegte. Es konnte gar nicht genug glitzern und funkeln. Was nicht gerade meinem Geschmack entspricht (lacht).

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Blick ins Schlafzimmer

MS: Reden wir ein wenig über Dein Privatleben. Wie hast Du Deinen Mann kennengelernt?
EHC: Wir trafen uns auf einer Party. Bruno ist auch Architekt, aber wir vermeiden gemeinsame Projekte, um mögliche Probleme von unserem Familienleben fernzuhalten. Die einzige Ausnahme war unser Zuhause, ein Haus aus den siebziger Jahren, das sich in einem schrecklichen Zustand befand, als wir es kauften. Sechs Monate dauerte der Umbau, obwohl wir am Rahmen und der ursprünglichen Struktur nichts veränderten. Zum Teil wurden Wände entfernt, das alte Parkett schwarz getönt. Alles erinnert ein wenig an Industrie-Design, wie der Eisen-Kamin und das Treppenhaus. Ich bevorzuge natürliche Materialien wie den französischen Lavastein für die Küche, den wir auch für die Badezimmer wählten. Die erstklassige Qualität der Produkte ist für mich entscheidend.

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Elizabeth Chazalon ist begeisterte Hobby-Köchin. Klar, dass da ein Gasherd nicht fehlen darf

MS: Was ist Dir im Interior Design wichtig?
EHC: Der Name meiner Firma CAM & LEON deutet es an: Ich fühle mich wie ich ein Chamäleon, das Design mit seinen teils asiatischen, teils französischen Wurzeln verbindet. In meinen Konzepten verbinde ich Elemente des Feng-Shui mit meiner Zen-Philosophie. Das verdeutlichen meine letzten Projekte, den Anjali Villas in Semyniak auf Bali und einem Spa und Yoga-Retreat auf der eineinhalb Flugstunden von Bali entfernten Nachbar-Insel Flores. Hier habe ich ein Konzept gestaltet, das mich meiner asiatischen Herkunft näherbringt, obwohl ich nach wie vor sehr wenig darüber weiß und noch so viel zu entdecken habe. BvH

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„Meine Leidenschaften sind Kochen und meine Kinder,“ sagt Elizabeth Hugh Chazalon

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Blick in den Garten

Kontakt:

elizabeth.chazalon@free.fr
Facebook: Caméléon
LinkedIn: Elizabeth Hugh Chazalon

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